Dienstag, 12. Juli 2011

Die Legende von Orihime und Hikoboshi

   Tanabata heisst das japanische Sternenfest, das am siebten Tag des siebten Monats gefeiert wird. Man sagt, dass sich die Liebenden Orihime (Vega) und Hikoboshi (Altair) nur in dieser Nacht treffen koennen, den Rest des Jahres sind sie durch die Milchstrasse getrennt. Hier die Geschichte (verkuerzt), wie sie in meinem Maerchenbuch steht - es gibt unendlich viele Varianten.

(Die juengste Tochter eines Edelmannes wurde mit einer Schlange verheiratet, die drohte, die Familie zu toeten. Die Schlange entpuppte sich als ein schoener Mann.)
Eines Tages sprach der Gatte zu ihr: "Ich bin in Wirklichkeit der Drachenkoenig des Meeres, aber von Zeit zu Zeit pflege ich zum Himmel emporzusteigen zur Wohnung meines Vaters, des Himmelsherrschers.  Die Zeit ist nun gekommen, wo ich wieder zum Himmel emporsteigen muss. Morgen oder uebermorgen werde ich dich verlassen muessen. Wenn ich bis zum siebenten Tag nicht zurueckgekehrt sein werde, so beunruhige dich nicht, sondern warte zweimal sieben Tage auf meine Rueckkehr. Bin ich dann immer noch nicht zurueckgekehrt, so musst du geduldig dreimal sieben Tage warten. Wenn ich dann aber auch noch nicht zurueckgekehrt bin, so weiss ich nicht, wann und ob ich ueberhaupt zurueckkehren werde." Als die Gattin ihn nun fragte: "Wenn dies der Fall ist, was soll ich dann tun?", antwortete er ihr: "In der westlichen Haupstadt lebt eine Frau, die besitzt ein Ding, das Ichiya no hisago heisst, den Kuerbis, aus dem in einer Nacht eine Pflanze bis in den Himmel hinein waechst. Kaufe einen Kern, pflanze ihn ein und steige an der Ranke zum Himmel empor. Wenn du dort angekommen bist und den Weg nicht weisst, so frage nach Hikoboshis Wohnplatz, denn der Weg zu mir ist schwer zu finden." Dann wandte er sich noch einmal an die Gattin, zeigte auf die Reiskiste, in der die Schlangenhaut verschlossen war, und sagte: "Pass gut auf, diese Kiste darfst du unter keiner Bedingung oeffnen, wird sie geoeffnet, so kann ich nicht wieder zu dir zurueckkehren!" Damit stieg er zum Himmel empor.
(Es kommt, wie es kommen muss - die Kiste wird geoeffnet, Hikoboshi kehrt nicht zurueck und Orihime muss an der Kuerbispflanze in den Himmel steigen.)
Als sie nun im Himmel angelangt und eine Strecke weit gewandert war, begegnete ihr ein schoen anzusehender Mann in schneeweissem Kleide. Den fragte sie: "Kannst du mir sagen, wo Hikoboshis Wohnung ist?" Er antwortete ihr aber: "Ich kann es dir nicht sagen, frage den, der nach mir kommt." Bevor sie weiterging, fragte sie ihn noch: "Wer bist du?", und er antwortete ihr: "Ich bin der Abendstern." Dann traf sie einen, der zog einen Besen hinter sich her. Den fragte sie gleichfalls, und er antwortete: "Ich weiss es nicht, frage den, der nach mir kommt, ich bin der Komet." Dann traf sie eine Gruppe von mehreren Personen. Die antworteten auf ihre Frage: "Wir koennen es dir nicht sagen, wir sind die Plejaden." Schliesslich war sie ganz niedergeschlagen und setzte ohne Hoffnung, den Gesuchten finden zu koennen, ihren Weg fort. Da begegnete ihr einer, der wurde in einer mit Edelsteinen besetzten Saenfte getragen, und sie legte auch ihm ihre Frage vor. Er antwortete: "Gehe in diese Richtung weiter, bis du zu einem aus Juwelen erbauten Haus kommst, das auf einem mit Smaragden statt mit Kieseln bestreuten Platz steht. Dort frage nach Hikoboshi." Das war Myôken, der Polarstern. Nach langer Wanderung kam sie zu dem Platz, und als sie dort nach Hikoboshi fragte, kam dieser mit freudig strahlendem Gesicht aus dem Hause, um sie zu begruessen.
(Der Vater von Hikoboshi steht dem Glueck der Liebenden jedoch im Weg. Erst als Orihime schwierige Aufgaben meistert, verschont er ihr Leben.)
Da sagte er: "Nun, meinetwegen darfst du hierbleiben, aber so wie bisher koennt ihr nicht zusammenleben. Nur einmal im Monat will ich euch erlauben, euch zu treffen!" In ihrer Freude hatte ihn die Frau nicht ganz richtig verstanden, und als sie ausrief: "Ach, ich bin ja zufrieden damit, ihn nur einmal im Jahre zu sehen!" sagte der Daemon: "So soll es sein - also nur einmal im Jahr!" Nahm eine Wassermelone und warf sie zu Boden, dass sie zerbarst. Aus ihr floss der Himmelsstrom hervor, der die beiden Liebenden trennt und den sie nur einmal im Jahre ueberschreiten duerfen. Die Liebenden wurden zu den Sternbildern Orihime und Hikoboshi, und der siebente Tag im siebenten Monat jedes Jahres ist es, an dem sie sich treffen.

   Traditionell schmueckt man zu Tanabata Bambus mit Papierschmuck, schreibt seine Wuensche auf Zettel und haengt sie in den Bambus. Es heisst, bei gutem Wetter erfuellen sich die Wuensche, denn Orihime und Hikoboshi treffen sich nur, wenn es nicht regnet. In Deutschland kann das dann (wenn auch noch etwas unausgereift) so aussehen:

Ich wuensche alle meinen Freunden, mit denen ich Tanabata verbracht habe, dass ihre Wuensche in Erfuellung gehen. Hoffentlich haben sich Orihime und Hikoboshi dieses Jahr treffen koennen! ^^

じゃ、またね!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen