Dienstag, 22. Februar 2011

Abenteuer Japan - ein Resumee

  Eine Reise sollte stets gut geplant sein - deswegen ein paar Tipps bezueglich Japan, die mir sehr geholfen haben.
  • Vor der Reise sollte man einen Plan aufstellen, was man in Japan tun moechte, wo man hin will usw. Eine grobe Liste von Aktivitaeten fuer jeden Tag ist sehr hilfreich, wenn es um Zeit- und Geldmanagement geht. Man muss sich ja nicht dran halten, viele Sachen entscheidet man natuerlich spontan, aber so steht man auf einer kurzen Reise nicht auf einmal da, und weiss nicht, was man den Tag ueber anstellen soll (oder etwa mit leerem Portemonnaie).
  • Da man in Japan sehr viel mit dem Zug reist, empfehle ich den Japan Rail Pass. Man kann ihn nur ausserhalb Japans kaufen, er gilt jedoch bis zu 3 Wochen lang auf jeder Strecke von JR (Shinkansen mit Ausnahmen, Faehre nach Miyajima, Yamanote-Ringlinie in Tokyo, um die wichtigsten zu nennen). Wenn man den Preis mit regulaeren Fahrtkosten vergleicht, kommt man mit dem Pass in jedem Fall billiger weg!
  • Es ist ratsam ein maximales Tagesbudget auszurechnen - was man fuer Uebernachtung, Essen, Eintrittsgeld und Einkaeufe ausgeben will. Ich hatte mich auf ungefaehr 50 Euro festgelegt, je 20 fuer Unterkunft (Jugendherberge) und Essen, damit bin ich gut zurecht gekommen - am Ende habe ich weitaus weniger ausgegeben! Japan ist naemlich nicht so teuer, wie manch einer denken mag. Wenn man teure Restaurants vermeidet und zum Fruehstueck im Supermarkt einkauft, beschraenken sich die Ausgaben fuer Essen radikal. Bei Museen hatte ich allgemein das Gefuehl, dass sie sehr preiswert sind, und sogar bei meinen Shoppingtouren bin ich gut weggekommen! So waren auch groessere Anschaffungen moeglich.
  • Fast ueberlebenswichtig waren einfach auszuziehende Schuhe. In fast jedem Museum und Schloss standen Gummilatschen fuer den Besucher bereit - bei durchschnittlich zwei Museen pro Tag gab ich mit meinen Schnuerchucks bestimmt ein lustiges Bild ab, wenn ich beim Verlassen des jeweiligen Gebaeudes eine halbe Ewigkeit mit Schleifebinden verbrachte. Am Besten waeren wohl Klettverschluesse oder Slipper gewesen... Das Problem liess sich dadurch loesen, dass ich die Chucks so niedrig zuband, dass ich ohne Oeffnen der Schnuerung aus ihnen hinauskam!
  • Japaner sind nach aussen hin hoefliche, zuvorkommende Menschen. Doch oft meinen sie es nicht ehrlich, sondern wollen nur keinen schlechten Eindruck bei den Auslaendern hinterlassen. Was mir dabei geholfen hat, echte Hoeflichkeit und sogar Freude mir gegenueber hervorzurufen, war ein einfacher Satz auf japanisch: 'Konnichi wa' (Guten Tag), und ein offenes Laecheln. Dadurch macht man einen Schritt auf die fremde Kultur zu und bezeugt Interesse am Gegenueber. Solange man den Japanern nicht durch perfektes Japanisch das Gefuehl von Unterlegenheit gibt (Japaner moegen es anscheinend nicht, wenn man sich zu sehr mit ihrer Kultur auskennt - Fehler machen ist fuer sie besser), empfangen sie einen meiner Meinung nach mit offenen Armen.
  Ich moechte nicht sagen, dass ich mich super mit Japan auskenne, alles, was hier zu lesen ist, basiert auf meinen eigenen Erfahrungen innerhalb meiner 17taegigen Reise. Das ist nicht viel, wirklich nicht, aber wenn man genau beobachtet, kann man auch nach so kurzer Zeit einiges feststellen. Viele Eindruecke von Japan und seinen Einwohnern hat sich mir im Endeffekt bestaetigt. Wenn man nach seinen Regeln spielt, ist man in Japan sehr willkommen! When in Rome, do as the Romans do.

じゃ、またね!

Abenteuer Japan (5)

  Von Kyoto aus ging es fuer weitere 5 Tage zum letzten grossen Ziel - Tokyo. Um die Hauptstadt kommt man nicht herum, sollte man auch nicht, denn die Atmosphaere in einer solch gigantischen Atmosphaere ist beeindruckend. Ich hatte hier das Gefuehl, dass die Zeit niemals stehenbleibt, ueberall ist der Fortschritt sichtbar. Viele fuehlen sich in Grossstaedten unwohl wegen der Anonymitaet, aber meiner Meinung nach strotzen sie von Leben!

  Zuerst besuchte ich den Asakusa-Tempel. Leider wurde er zu dem Zeitpunkt renoviert, man konnte nicht viel der Fassade sehen. Allein die Pagode blieb von den Bauarbeiten unbehelligt.
Trotzallem waren sehr viele Touristen hier... Der Tempel beherbergt eine Statue der Gluecksgoettin Kannon. Viele beten hier zu ihr. Ich habe mir aber lieber ein ruhigeres Plaetzchen im kleinen Garten gesucht.

  In Tokyo gibt es viele kleine Museen, die eher versteckt liegen. Empfehlen kann ich von diesen das 'Japan Sword Museum', das 'Oota Memorial Museum of Art', in dem man wunderschoene Holzschnitte bewundern kann, und das 'Shitamachi-Museum'. In keinem durfte man Fotos machen, aber sie bleiben auch so in Erinnerung. Letzteres zeigt Nachbauten von Haeusern und Geschaeften aus dem Tokyo der Edo-Zeit (bis 1868 hiess Tokyo noch Edo). Als ich mich als Studentin zu erkennen gab, erhielt ich eine interessante Fuehrung auf Englisch. Jedes Geraet, jedes Werkzeug wurde mir ausfuehrlich gezeigt und erklaert. Im zweiten Stock des Gebaeudes konnte man Spiele aus dieser Zeit ausprobieren, ausserdem gab es Fotos und Zeitungsartikel von frueher. Wer mehr ueber Tokyos Entwicklung wissen moechte, sollte unbedingt einen Abstecher hierhin einplanen!

  Auch in den Strassen Tokyos, so modern sie erscheinen, gibts es immer etwas zu entdecken - kleine Schreine sind ueberall versteckt! Besonders ergriffen hat mich aber eine Statue...
Dieser Hund ist Hachikou. Der Akita-Hund gehoerte einem Professor, den er jeden Morgen zum Zug begleitete und abends wieder abholte. Das Herrchen starb jedoch in der Universitaet und Hachikou wartete vergebens auf die Rueckkehr. Bis zu seinem eigenen Tod hat der Hund treu am Bahnhof auf sein Herrchen gewartet... Im Gedenken an diese bedingungslose Treue haben die Japaner dem Hund eine Statue gewidmet, deren Blick noch heute auf den Bahnhofseingang gerichtet ist - Shibuya Hachikou-guchi! Richard Gere hat die Geschichte uebrigens in einem Film neu umgesetzt - sehr gut, wie ich finde.

  Was ist Tokyo ohne einen Besuch beim Tokyo Tower! Dem franzoesischen Eiffelturm nachempfunden ist er hoeher und leichter als das Original und erstrahlt ganz in Rot.
Oben ist die gesamte Fassade verglast, was einen guten Rundumblick auf die Tokyoter Skyline bietet. Tagsueber soll man bei gutem Wetter sogar den Fuji sehen koennen, vorrausgesetzt, der Smog laesst es zu... Bei Nacht sind die vielen bunten blinkenden Lichter der Hotel- und Buerotuerme seltsam schoen.

  An meinem letzten Tag in Japan machte ich noch einen Abstecher nach Kamakura zum Grossen Buddha. Dank meines Orientierungssinns dachte ich erst, ich haette mich auf dem Weg dorthin verlaufen, weil ich nicht den direkten genommen hatte. Zum Glueck sah ich dieses Schild:
Ich befand mich also auf dem Wanderweg... der nicht wirklich ein Weg ist, sondern mitten durch die Flora fuehrt. Auch wenn man nach 1 Kilometer durchaus das Gefuehl hat, voellig falsch zu sein, der Weg ist zu empfehlen, denn man begegnet hier ausser Zikaden niemandem und sieht viel von der Landschaft. Letztendlich landet man auch wieder auf der Strasse, die einen dann ans Ziel bringt.
Fuer 10 Yen (ja, Yen, das ist quasi nichts!) darf man ins Innere der riesigen Bronzestatue. Allerdings kommt es einem Backofen nahe...
  Schliesslich ging ich noch zum Hase-dera in der Naehe. Er ist fuer seine Goldstatue der Goettin Kannon beruehmt, die Anlage allein ist allerdings schon sehenswert. Ein Garten mit zahlreichen Blumen, die zu unterschiedlichen Jahreszeiten bluehen, fuehrt ein kleines Stueckchen den Berg hinauf. Von oben hat man wunderbare Sicht auf das Meer.

  Mit so vielen Erinnerungen verabschiedete ich mich nach nur 17 Tagen sehr unwillig von Japan. Ich habe dort viel gelernt, ausprobiert und erfahren. Die Orte, die ich besichtigt habe, und die Menschen, die ich getroffen habe, trage ich fuer immer in meinem Herzen. Ich freue mich schon sehr auf den naechsten Besuch in Japan!

じゃ、またね!

Montag, 21. Februar 2011

Abenteuer Japan (4)

  Mit Kyoto als Basis konnte ich mir gut auch die Umgebung anschauen - das erste Ziel war hier Hiroshima. Per Shinkansen braucht man nur grob eine Stunde von Kyoto nach Hiroshima. Und wer kennt nicht die Stadt, die von der Atombombe getroffen wurde... Wenn man schonmal in Japan ist, sollte man sich diesen politisch-geschichtlichen Ausflug nicht entgehen lassen.

  Am 6. August 1945 wurde die Atombombe 'Little Boy' von dem amerikanischen Flieger 'Enola Gay' auf Hiroshima abgeworfen. Das Epizentrum der Bombe war ueber der damaligen Handelskammer der Stadt. Die Ruinen stehen noch heute, unter dem Namen 'Genbaku Dome' zaehlen sie zum UNESCO Weltkulturerbe.
Es heisst, das Gebaeude werde von Jahr zu Jahr wegen der Reststrahlung immer kleiner. Ausserdem gab es lange Widerstand von amerikanischer Seite, den Schauplatz des Abwurfs in die Liste der Weltkulturerbes aufzunehmen. Wahrscheinlich wollte man nicht staendig an die Mitschuld am Tod von ueber 200.000 Menschen erinnert werden...
  Der Genbaku Dome steht im 'Peace Memorial Park', ein Gelaende, auf dem sich ausserdem unter anderem das Kinderfriedensdenkmal, die Friedensglocke, die Friedensflamme und ein Museum befinden.
Im Museum gibt es direkt beim Eingang Audio Guides in zahlreichen Sprachen. Sie fuehren den Besucher von den Anfaengen Hiroshimas als Militaerstandpunkt bis zum Abwurf der Bombe. Sehr anschaulich werden dabei Fundstuecke vom Schreckenstag erklaert. Die Geschichten der Personen dahinter sind wirklich ergreifend. Richtig geschaudert hat es mich bei einer Simulation des Tages mit Wachsfiguren. Makaber war jedoch das Verhalten der Japaner - selbst diese schrecklichen Szenen wurden fotografisch dokumentiert... Den Abschluss im Museum machen Dokumente und Zeugnisse des Bemuehens um den Frieden. Jedes Jahr findet am Jahrestag eine Veranstaltung im Park statt, um die Menschen auf der ganzen Welt an den Frieden zu erinnern.
  Auf dem Weg raus aus dem Park kam ich am Kinderfriedensdenkmal vorbei.
Die Geschichte dahinter ist die von Sasaki Sadako. Beim Abwurf war sie 2 Jahre alt. Mit 11 wurde bei ihr Leukaemie diagnostiziert. In dem Glauben, bei Gelingen einen Wunsch frei zu haben, begann sie, 1000 Papierkraniche zu falten. Bis zu ihrem Tod 1955 soll sie ueber 1300 Kraniche gefaltet haben. Mit den Spenden fuer Sadako wurde das Kinderfriedensdenkmal errichtet, und bis heute legen Kinder aus ganz Japan Kraniche dort ab.
Als ich das sah, musste ich an ein Lied denken, dass ich in der Grundschule gelernt habe:
Yoshi, der lebt in Japan, ist ein Kind genau wie du!
Spielt und lacht und hoert gern Liedern und Geschichten zu.
Einmal da zeigte der Yoshi der Mutter ein Notenblatt,
sang das Lied und fragte, was der Text zu bedeuten hat:
Wir lassen die Kraniche fliegen, keine Grenze gibt's, die sie haelt.
Sie tragen die Hoffnung auf Frieden in alle Laender der Welt.
Sie sollen die Menschen mahnen: Fuer Frieden setzt euch ein!
Wir wollen nicht laenger kaempfen, es darf kein Krieg mehr sein!
Erstaunlich, was einem alles so in Erinnerung bleibt, nach so langer Zeit noch... Ich habe uebrigens gelesen, dass es in Seattle auch ein Kinderfriedensdenkmal gibt, das dem fuer Sadako nachempfunden ist. Schoen, zu sehen, dass die ganze Welt in manchen Angelegenheiten doch naeher zueinander ruecken kann!
  Bevor ich den Park verlassen habe, bin ich noch zur Friedensglocke gegangen.
Es heisst, wenn man sie laeutet, soll es auf der ganzen Welt zu hoeren sein. Der Klang ist wirklich gewaltig, aber mir wurde versichert, dass er Deutschland nicht erreicht hat... ^^

  Nach dem Friedenspark wollte ich mich erfreulicheren Dingen zuwenden, also fuehrte mich mein Weg auf die Insel Miyajima in der Naehe von Hiroshima. Das Tor, das zum Itsukushima-Schrein auf dieser Insel fuehrt ist wahrscheinlich weltberuehmt - es steht mitten im Wasser. Der Anblick zaehlt zu den 3 schoensten Ansichten Japans.
Der Schrein selbst ist auch sehr sehenswert - eigentlich kommt man an ihm nicht vorbei, er ist quasi der einzige Weg ins Innere der Insel. Ausserdem ist er komplett rot lackiert, was ihn zu etwas Besonderem macht.
In den Bergen jenseits des Schreins soll es wild lebende Affen geben... Alles was ich gesehen habe, waren jedoch nur zahlreiche Rehe, die sich an das Essen der Touristen heranmachen wollten!

  Mein letztes Ausflugsziel in Kyotos Umgebung war Fushimi. Die Fahrt dorthin war eine kleine Odyssee, da ich nicht wusste, dass nur ein Bummelzug in Fushimi haelt. Also bin ich erst zu weit in Nara gelandet, um von dort eine Stunde im Bummelzug an mein Originalziel zu fahren. Der Inari-Schrein von Fushimi ist sehr beeindruckend. Bei Inari-Schreinen gibt es zwei grosse sichtbare Besonderheiten: Sie werden anstatt von Loewe und Hund von zwei Fuechsen bewacht.
Sie sollen boese Menschen davon abhalten, den Schrein zu betreten. Schurken sollen das Tor nicht passieren koennen. Ausserdem gibt es in solchen Schreinen nicht nur ein Tor, sondern sehr viele. Sie werden von Menschen gespendet, die sich davon Glueck erhoffen. Durch die rote Lackierung fallen sie im Gruen der Baeume gut auf.
In Fushimi gibt es so viele von diesen Toren, dass man ohne Weiteres stundenlang dort spazieren gehen koennte... Ich bin froh, dass das keine weitere Odyssee geworden ist!

  Zum Abschluss bin ich zum Skywalk im Kyotoer Bahnhof gegangen - er befindet sich in luftiger Hoehe im 20. Stock des Gebaeudes und man steht quasi in der Luft, denn der Boden ist mit Glasplatten ausgelegt. Das war eine schoene Erfahrung, um mein Bild von Kyoto vielleicht doch noch zu aendern! Und nach einem letzten Besuch im oeffentlichen Badehaus konnte ich mich mit gutem Gewissen von der alten Hauptstadt verabschieden und weiterziehen.

じゃ、またね!

Abenteuer Japan (3)

  Das naechste grosse Ziel auf meiner Reise war Kyoto, ich hatte dort fuer 5 Tage meine Basis. Die alte Hauptstadt ist fuer ihre vielen Tempel beruehmt und wegen der Geishaviertel bekannt. Viele finden Kyoto sehr schoen, ich habe allerdings eine andere Meinung darueber... Ich glaube, Kyoto hat zwei Gesichter, die am Bahnhof getrennt werden. Die eine Seite, die mit den vielen Tempeln und Schreinen, ist schoen, das moechte ich nicht bezweifeln. Die andere Seite empfand ich als dreckig-grau und nicht sehenswert... Leider hatte ich das Pech, auf dieser Seite meine Jugendherberge gebucht zu haben - das hat eindeutig meine Sicht auf Kyoto gepraegt.

  In Kyoto selber habe ich die typisch-touristischen Sehenswuerdigkeiten besucht. Der erste Punkt war dabei der beruehmte Kiyomizu-dera.
Es gibt die Wendung 'von der Veranda des Kiyomizu springen', die so viel bedeutet wie 'sich zu etwas durchringen' - die Veranda des Tempels ist auf hohe Holzpfosten gestuetzt, jenseits davon geht es sehr tief hinunter! Der Tempel ist fuer sein heiliges Wasser beruehmt, das ein langes Leben verspricht - nicht um sonst heisst er Kiyomizu (reines Wasser)! Allerdings wimmelt es hier dementsprechend auch von Besuchern...
  In der Naehe des Kiyomizu-dera ist der Schrein des japanischen Liebesgottes. Hier kann man fuer Glueck in der Liebe beten. Viele Paare kommen nach der Hochzeit ein zweites Mal her, um fuer ihr gemeinsames Glueck zu danken.
Den Weg zurueck in die Stadt geht es unter anderem die steile Sannenzaka hinunter. Es heisst, wer hier ausrutscht, habe 3 Jahre lang Unglueck. Mir ist Gott sei Dank nichts passiert! ^^ Die schmalen Gassen haben mir gefallen, sie kamen mir wie ein idealer Ort zum Zurueckziehen aus dem Alltag vor.                                  
 









 

  Als naechstes machte ich ein Abstecher ins Geishaviertel Gion. In ganz Kyoto leben heute noch ungefaehr 200 dieser Kuenstlerinnen. Da ich vor meiner Reise das Buch 'Geisha of Gion' von Iwasaki Mineko gelesen hatte, wollte ich den Schauplatz ihres Lebens mit eigenen Augen sehen. Deswegen suchte ich als erstes nach dem Ichiriki, Kyotos (oder wahrscheinlich ganz Japans) beruehmtestes Teehaus.
Das Ichiriki ist an den leuchtend roten Waenden leicht zu erkennen. Danach spazierte ich durch das Viertel, in dem mir erstaunlicherweise wenig Touristen begegneten. Durch Zufall sah ich unterwes sogar eine Maiko, eine Lehrgeisha! Tagsueber sieht man sie nur selten, ich kann also wirklich von Glueck reden.
  Mein naechstes Ziel war Schloss Nijo, in dem der Tokugawa-Shogun seinen Regierungsgeschaeften nachging. Im Schloss selbst darf man wegen des empfindlichen Holzes keine Fotos machen - der Boden rings an der Aussenwand entlang ist ein sogenannter Nachtigallenboden. Wenn man ueber ihn laeuft macht er Geraeusche, die wie Vogelgesang klingen. Solche Boeden sind schwer zu bauen, man muss sich sehr gut mit dem Holz auskennen. Sie sollen vor unerwuenschten Eindringlingen warnen. Das knifflige daran ist, so scheint mir, dass man seine eigenen Schritte nicht hoeren kann - ich hatte zumindest das Gefuehl, als sei der Boden bei mir still geblieben! Der Garten des Schlosses ist sehr schoen angelegt, man kann hier viel Zeit mit Schauen verbringen.
  Die letzte Sehenswuerdigkeiten, die ich in Kyoto selber besucht habe, waren Ginkakuji und Kinkakuji, Silber- und Goldtempel. Der Silbertempel sollte im Andenken an den Herrscher gebaut werden, der den Goldtempel errichten liess. Leider hat er nie seinen silbernen Bezug erhalten...
 











じゃ、またね!

Abenteuer Japan (2)

  Mit Uwajima als Basis bin ich etwas ueber die Insel Shikoku gereist. Obwohl dieser Teil der 4 Hauptinseln recht klein ist, gibt es dort viel zu sehen, und ich wollte einige meiner primaeren Ziele in Japan mit einer sicheren Anlaufstelle 'abhaken' - mit Gepaeck zu reisen ist sehr umstaendlich!
 
  Ein Punkt auf meiner Liste wichtiger Staedte war Matsuyama, in der Hauptstadt der Praefektur Ehime gibt es das aelteste Badehaus mit natuerlicher heisser Quelle von ganz Japan (das ich wegen mangelnden Orientierungssinns leider nicht gefunden habe). Nach langem Herumirren im unuebersichtlichen Strassensystem der Stadt und der Hilfe vieler verstaendnisvoller Japaner fand ich aber das Schloss von Matsuyama.
  Mit einer Seilbahn faehrt man den Berg zur Haelfte hinauf, danach geht es zu Fuss weiter durch eine Allee von Kirschbaeumen - im Fruehling muss es hier richtig romantisch aussehen - bis man vor den Schlossmauern steht. Hier wird man auf japanische Art vom ehemaligen Schlossherrn Yoshiaki empfangen.
  Das Innere des Schlosses darf man besichtigen (wenn man sich am Eingang die quietschgruenen Gummilatschen anzieht - seltsamer japanischer Brauch, dieses Schuheausziehen). Es beherbergt eine Ausstellung von Originalruestungen und Gegenstaenden, die einst den Schlossbewohnern gehoerten. Aus dem hoechsten Turm hat man ausserdem eine wundervolle Sicht auf die Stadt und die umliegenden Berge.

  Die zweite Stadt meiner Liste war Naruto - ja, die Stadt, nach der Uzumaki Naruto aus dem gleichnamigen Manga benannt ist. Ich wollte jedoch nicht aus Interesse an dieser Kultfigur der Jugendszene dorthin, sondern wegen der Strudel, die hier wegen verschiedener aufeinander treffender Stroemungen in der Inlandsee entstehen. Dieses Naturschauspiel ist wirklich atemberaubend! Man wird sich bewusst, wie klein man als Mensch gegenueber der Natur ist...
  Die Fahrt von Uwajima nach Naruto ist mit 4 Stunden recht lang, allerdings fuer sich genommen schon sehenswert. Bis Takamatsu faehrt ein Shinkansen, dort muss man allerdings auf einen Regionalzug umsteigen bis Ikenotani - dort steht man dann quasi mitten im Nirgendwo. Ein Bummelzug bringt einen dann nach Naruto, zu besagtem Spektakel nimmt man letztendlich den Bus. Ich bin dort um circa 14 Uhr angekommen, ein Mann sagte mir, dass sei wegen der Gezeiten die beste Zeit, um die Strudel zu sehen - Glueck muss man haben! Um die Strudel im Wasser perfekt sehen zu koennen, hat man unter die Verkehrsbruecke, die Naruto mit dem Festland verbindet, eine Fussgaengerpassage gebaut.
Im Boden sind Sichtfenster eingelassen, durch die man direkt auf die Strudel draufschaut. Unterwegs und im zugehoerigen Museum wird viel ueber die Gegend, die Entstehung der Strudel, den Brueckenbau und den Fischfang erklaert. Leider ist vieles nur auf Japanisch, doch dank der detaillierten Bebilderung und vieler Animationen versteht auch ein Sprachfremder, was gemeint ist.

  Auf Empfehlung meiner Freundin war mein letztes Ziel auf Shikoku die alte Kerzenzieherstadt Uchiko. Hier wurde frueher aus einer besonderen Pflanze Wachs hergestellt, die hochwertigen Kerzen ins ganze Land verkauft. Ein Museum zeigt den Herstellungsprozess anhand von Originalwerkzeugen und Beschriftungen auf Englisch.
  Die kleine Stadt ist sehr darum bemueht, einen Teil der alten Atmosphaere zu wahren - ein Stadtviertel sieht heute noch aus wie vor ungefaehr 150 Jahren. Es gibt hier immer noch alte Laeden, die Kunsthandwerk und traditionelle Konsumgueter verkaufen. Das Theater, das kurz vor der Zerstoerung stand, ist heute in seine alte Pracht zurueckversetzt. Geschaefte, die es so heute nicht mehr gibt, sind in Museen umgewandelt und zeigen die Arbeitsablaeufe von frueher.
In dieser Apotheke erzaehlen die Puppen, die in jedem Raum verteilt sind, auf japanisch von ihrem Alltag um 1860. Es ist wirklich interessant, einen Einblick in dieses Leben zu gewinnen.
  Am Bahnhof zeugte der bunte Papierschmuck noch vom Tanabata-Fest, das hier kurz vor meinem Besuch stattgefunden hat.
  Die Woche in Uwajima und auf Shikoku ging fuer meinen Geschmack viel zu schnell vorbei. Es gibt dort noch so vieles zu sehen, ich aber eigentlich nur einen winzigen Einblick erhalten. Doch ich bin froh, dass ich meine Reise hier begonnen habe, die Menschen waren sehr zuvorkommend mir gegenueber und ich hatte wirklich das Gefuehl, willkommen zu sein!

じゃ、またね!

Abenteuer Japan (1)

  Ein grosses Abenteuer - das war es fuer mich, als ich 2009 das erste Mal nach Japan gereist bin - und zwar alleine! Es war eine ziemlich spontane Planung...

  Die Reise begann am 3. August am Muenchner Flughafen. Ich bin damals nicht zum ersten Mal allein geflogen, doch das Gefuehl, alleine durchs Gate zu gehen und die Familie hinter sich zu lassen, wird wohl immer das Gleiche bleiben... Einsamkeit und Vorfreude machen eine wirklich interessante Mischung aus!
  Uwajima war das erste grosse Ziel meiner Reise. Vom Kansai Airport Osaka ging es also zunaechst mit dem Shinkansen weiter. Am Bahnhof Uwajima erwartete mich meine Freundin, bei der ich die folgende Woche ueber wohnen durfte.
  Uwajima ist in Japan fuer Stierkampf beruehmt. In der Arena kaempfen allerdings zu besonderen Gelegenheiten nicht wie in Spanien Mensch gegen Tier, sondern letztere gegeneinander. Das Siegertier wird gefeiert wie ein Held... Einmal im Jahr findet hier auch ein Fest statt, bei dem ein symbolhafter Stier gegen den Daemonenstier kaempft, wahrscheinlich um der Stadt Glueck fuers kommende Jahr zu garantieren.
  Vor langer Zeit wurde Uwajima von einer Daimyou-Familie verwaltet. Davon zeugt heute noch die kleine Burg, von der aus man das gesamte Gebiet gut ueberblicken kann.
  Mein Japanisch war zu der Zeit trotz 3 Lehrjahren an der VHS recht eingeschraenkt... Doch das hielt meine Freundin nicht davon ab, mir alles erklaeren zu wollen und so viel wie moeglich von ihrer Kultur zu zeigen. Ich besuchte mit ihr einen Ikebana-Kurs - viel von den zahlreichen Regeln dieser Kunst habe ich nicht verstanden, doch wahrscheinlich aus Respekt vor dem Gast wurde mir gesagt, dass sich das Ergebnis meiner Bemuehung sehen lassen koennte! ^^
Das Zusammenspiel der Farben Lila und Gruen gefaellt mir wirklich gut... Allerdings wuesste ich gerne die Bedeutung der Blumenauswahl, ich weiss, dass es da einen tieferen Sinn geben muss!

じゃ、またね!