Donnerstag, 14. April 2011

9000 km Entfernung - zu weit, um zu helfen?

  Angesichts der Katastrophe im Land der aufgehenden Sonne machen sich wohl viele Gedanken, was man tun kann, wenn man doch so weit entfernt ist. Ich moechte hier nicht ueber weltveraendernde Maßnahmen reden, erstens bin ich kein Experte und zweitens diskutieren da schon genug Menschen drueber, ohne Loesungen zu finden. Ich moechte nur von meinen Erfahrungen im deutschen Umgang mit den Geschehnissen berichten.

  Leipziger Buchmesse 2011
Die Leipziger Buchmesse ist wohl für viele Japanliebhaber in Deutschland ein Hoehepunkt im Kalender. Es gibt jedes Jahr eine große Manga-Abteilung, Wettbewerbe im Cosplay, japanbezogene Showeinlagen und Anime- und Entertainment-Staende. Da sie vom 17.-20. 3. stattfand, lag sie nur knapp eine Woche vom Erdbeben entfernt. Doch trotz der kurzen Zeit wurde meiner Meinung nach viel Aufwand betrieben, sich der Situation anzupassen. An vielen Staenden wurden Spendenboxen aufgestellt und es gab besondere Aktionen, um den Opfern zu helfen. Aufgefallen ist mir der Fanclub des Musikers Gackt, der Spenden für seine Charity-Aktion 'SHOW YOUR HEART' entgegen nahmen. Warum es mir aufgefallen ist? Weil ich es nicht erwartet haette. Dass die Deutsch-Japanische Gesellschaft sammelt, war für mich selbstverstaendlich, aber dass sich der Fanclub eines Musikers, der nicht von den Geschehnissen betroffen ist, sich so kurz nach der Katastrophe so engagiert, das fand ich einfach nur schoen! Wahrscheinlich lag meine Ueberraschung teils auch daran, dass ich Gackt nicht besonders mag...
  Besonders positiv fand ich die Reaktionen der Cosplayer: Bei vielen sah man ein Band am Oberarm, auf dem sie ihre Anteilnahme zeigten.

  7. Kirschbluetenfest Fuerth
Das am 10. 4. stattfindende Kirschbluetenfest konnte sich langfristiger auf den Umgang mit der Katastrophe vorbereiten. Dementsprechend kontrovers wurde das Thema auch diskutiert. In Cosplay-Kreisen kamen naemlich zwei Wochen vorher 'Regeln' auf, an die man sich halten sollte, ansonsten drohte Platzverweis. Die Regeln wurden von einem Mitglied des sozialen Netzwerks 'Animexx' aufgestellt, ob mit oder ohne Berechtigung des Veranstalters wird wohl nie geklaert werden. Da diese Regeln jedoch sehr vage formuliert und teilweise unverstaendlich waren, gab es im entsprechenden Forum diverse Streits. Die Regeln beinhalteten:
  • Kein Herumlaufen, kein uebermütiges Geschrei
  • Keine grelle Kleidung
  • Keine Todessymbole
  • Keine Waffen
  • Keine freie Musikwahl
Mein erster Gedanke war, dass es ein KirschbluetenFEST ist, keine Trauerfeier. Der zweite, was bringt es den Japanern, wenn 9000 km entfernt die Deutschen eine Trauermiene aufsetzen? Ein großer Streitpunkt war dann der Punkt Kleidung. Cosplay ist nunmal nicht nur einfarbig, und was es doch ist, lässt sich schnell unter Todessymbol ordnen (Bleach - Todesgoetter). Den Punkt Waffen verstand ich persoenlich nicht, denn es handelt sich hier ja um eine Naturkatastrophe und keinen Krieg. Außerdem werden im Cosplay ja selten echte Waffen verwendet... Und die Drohungen, was bei Nichtbeachten dieser Regeln passiert, waren nur laecherlich!
  Zur Umsetzung: Letztendlich hat sich ?keiner? an die Kleiderordnung gehalten. Wer sein Cosplay schon Wochen vorher fertig hat, kann ja auch schlecht in so kurzer Zeit ein neues gestalten. Todessymbole, wozu auch Ninja, Piraten und nunmal Todesgoetter gehoeren, wurden trotzdem umgesetzt. Selbstgefertigte Waffen habe ich auch sehr viele gesehen... Also waren die Regeln bis auf den Punkt Musik für die Katz. Die Auswahl war naemlich wirklich nicht frei. Insgesamt schien es, als stuenden nur 5 Lieder zur Auswahl, die leider in keinem Fall zum praesentierten Cosplay passten. Das mutete mir leicht inkompetent an.
  Vielleicht haette es ein einfaches 'Verhaltet euch etwas angepasster und tragt ein Trauerflor' eher getan und vor allem den Streit verhindert. Denn alles in allem war es ein sehr gelungenes Fest, auch ohne, dass sich die Cosplayer, die nunmal einen großen Teil der Besucher ausmachen, in ihrer Taetigkeit im Vorfeld dermaßen einschraenken lassen!

  Spendensammelaktion 'For Japan'
Diese Aktion wurde von Austauschstudenten und Studenten der Japanologie meiner Uni ins Leben gerufen, um aus der Entfernung helfen zu koennen. Bei mehreren besonderen Veranstaltungen im Großraum wurden bereits Spenden gesammelt, Benefizkonzerte wurden organisiert und in Zukunft ist noch sehr viel mehr geplant. Die Spenden gehen direkt an das Japanische Rote Kreuz. Als Dankeschoen für eine persoenliche Spende gibt es einen Origami-Kranich.
  Diese Aktion ist fuer mich ein Zeichen von gelungener internationalen Zusammenarbeit, da mir beim Sammeln auch englischsprachige Spender untergekommen sind. Ohne Einschraenkungen, ohne Regeln funktioniert das Vorhaben, und bis jetzt ist auch eine schoene Summe zusammengekommen.

  Ich hoffe sehr, dass die Anstrengungen, die auch 9000 km entfernt unternommen werden, um dem gebeutelten Land zu helfen, egal welcher Art, dort ankommen, wo sie benoetigt werden. Ich hoffe, dass Japan die Katastrophe ueberwindet und sich wie ein Phoenix aus der Asche erheben kann. Ich finde es schoen, wie schnell man auch in Deutschland reagiert hat! Das zeigt mir ein kleines bisschen, dass Hoffnung fuer die Menschheit besteht, und die Welt vielleicht doch nicht so hart und ruecksichtslos ist, wie sie oft scheint. Und vielleicht schlaegt dieser 'kleine' Tropfen im Meer große Wellen und veraendert doch die Welt dahingehend, dass wir uns Gedanken machen, wie wir die Stromerzeugung sicherer gestalten!

  Meine Gedanken sind in Japan, was auch immer passiert!

じゃ、またね!