Freitag, 2. September 2011

Tagebuch einer Studentin auf neuen (Ab)Wegen

2. 9.
   11:30 Uhr
Es war eine gute Entscheidung, als erstes ins Atombombenmuseum zu gehen. Es ist zwar nicht ganz so bedrueckend wie Hiroshima, weil es sich eher auf Artefakte und Fakten konzentriert als auf die Einzelschicksale der Opfer, aber was passiert ist, laesst mich trotzdem sprachlos zurueck. 9. August 1945, 11:02 Uhr… Die Uhren sind um genau diese Zeit stehen geblieben, als der Flieger Bockscar die Plutoniumbombe Fatman abwarf. Nagasaki war ‚nur‘ die zweite Wahl, ueber dem Primaerziel waren zu viele Wolken.
Ich finde es unfassbar, dass die Verantwortlichen nach Hiroshima noch eine zweite Bombe abwerfen konnten. Wie viele Wissenschaftler (unter anderem Albert Einstein) bin ich der Meinung, dass Japan auch ohne Atombomben aufgegeben haette. Bewundern tue ich Dr. Nagai Takashi (Paul), der, obwohl er selbst vor dem Abwurf an Leukaemie erkrankt war, sein moeglichstes tat, um den Opfern auch bei Spaetfolgen zu helfen. Von seiner Sorte sollte es mehr Menschen geben!
Denkmal fuer die Opfer und Ort des Epizentrums
   13:30 Uhr
Zwischenstopp an einem weiteren traurigen Ort – Nishizaka, der Huegel der 26 Maertyrer von Japan. Hier wurden 1597 26 Christen (Franziskaner und Jesuiten) gekreuzigt.
Denkmal der 26 Maertyrer von Japan
Das Christentum wurde ungefaehr 1540 von den Portugiesen nach Japan gebracht. Da aber der Glaube an die Gleichheit der Menschen in Konflikt mit der angestrebten Alleinherrschaft von Toyotomi Hideyoshi trat, verbot er den christlichen Glauben und liess Ausuebende verfolgen. Die 26 Maertyrer wurden in ganz Japan gesammelt und nach Nagasaki gefuehrt – der Aelteste war 64, der Juengste gerade mal 12 Jahre alt. Sie wurden circa 1860 vom Papst heiliggesprochen, bevor das Verbot aufgehoben wurde. Im Geheimen haben damals jedoch viele Christen ihren Glauben bewahrt.
   15:00 Uhr
Nach einem Geldwechsel werden jetzt Gyôza im Hakata-Style gegessen und dann mache ich mich auf den Weg zu erfreulicheren Sehenswuerdigkeiten: Dejima und Glover Park. Nagasaki gefaellt mir zwar als Wohnort nicht, aber die Geschichte ist sehr interessant!
   18:00 Uhr
Dejima war eine kuenstliche Insel in Form eines Faechers. 
Modell von Dejima im 17. Jahrhundert
Das Shogunat liess sie im 17. Jahrhundert bauen, um mit den Auslaendern Handel und Informationsaustausch zu betreiben. Es war den dort ab 1641 lebenden Hollaendern jedoch verboten, Dejima in Richtung Nagasaki zu verlassen, und nur wenigen Japanern war es erlaubt, die Insel zu betreten. So lebten auf engem Raum mehrere hundert Menschen zusammen und bewirtschafteten die Lagerhaeuser, Garten und Kirche. Viele Waren wurden erst von den Hollaendern in Japan eingefuehrt, darunter viele Pflanzen und Tiere.
 Von den Hollaendern importierte Blumen - wer erraet sie? ^^
Im Gegenzug konnte man das Heimatland und Europa mit Informationen ueber die Kultur Japans versorgen.
Die Insel Dejima existiert heute nicht mehr, da wo einst Meer war, stehen jetzt Haeuser. Aber an dem frueheren Ort wurden die Gebaeude rekonstruiert und zeugen von vergangenen Tagen. Es gibt sehr detaillierte Erklaerungen und wirklich interessante Ausstellungsstuecke, unter anderem ein Buch von Siebold, der als Hollaender getarnt nach Japan kam und in Nagasaki per Sondererlaubnis eine Schule fuer westliche Medizin gruenden durfte.
Fruehere Unterkunft des Fabrikchefs auf Dejima
Da das Wetter immer schlechter wird (Regen und Wind – Auswirkungen des Taifuns) und meine Fuesse von 9 Stunden Laufen doch langsam wehtun, gehe ich nicht mehr zum Glover Park. Vielleicht komme ich eines Tages ja doch nochmal nach Nagasaki…
Morgen fahre ich zum Holland-Themenpark Huis ten Bosch. Der Hauptgrund dafuer wird noch nicht verraten… XD Aber ich freue mich darauf, die Fotos, die ich vom Park gesehen habe, sehen interessant aus und ich war noch nie in Holland… Ich lasse mich ueberraschen!
Wo ich schon in Nagasaki bin, wird jetzt noch Castella gegessen. Das ist ein Kuchen, der von den Portugiesen eingefuehrt wurde (auf Japanisch Kasutera).

じゃ、またね!

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